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Was ge­hört zum „Haus­rat“ im Sinne der sach­li­chen Steu­er­be­frei­ung des § 13 Abs. 1 Nr. 1 a) ErbStG?

Was ge­hört zum „Haus­rat“ im Sinne der sach­li­chen Steu­er­be­frei­ung des § 13 Abs. 1 Nr. 1 a) ErbStG?

Teasergrafik zum Beitrag im Blog für Erbrecht, Steuerrecht und Gesellschaftsrecht

Was ge­hört zum „Haus­rat“ im Sinne der sach­li­chen Steu­er­be­frei­ung des § 13 Abs. 1 Nr. 1 a) ErbStG?

Immer wie­der er­le­ben wir in der täg­li­chen Ar­beit, wie un­ter­schied­lich der Be­griff „Haus­rat“, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich eines Pkw, ver­stan­den wird, sei es durch die Erben selbst oder aber durch geg­ne­ri­sche Rechts­an­wäl­te oder Ge­rich­te.

Hin­ter­grund ist fol­gen­der: Der Erb­schafts­steu­er un­ter­lie­gen der Er­werb von Todes wegen und die Schen­kung unter Le­ben­den. § 10 Abs. 1 ErbStG knüpft bei der Er­mitt­lung des steu­er­pflich­ti­gen Er­werbs an die Be­rei­che­rung des Er­wer­bers an, so­weit keine Steu­er­be­frei­ung nach den §§ 5, 13, 13a, 13c, 16-18 ErbStG ge­ge­ben ist.

Von hoher prak­ti­scher Be­deu­tung und Ge­gen­stand die­ses Bei­trags ist die sach­li­che Steu­er­be­frei­ung des § 13 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG, die von Amts wegen zu be­rück­sich­ti­gen ist. Hier­nach blei­ben steu­er­frei

„a) Haus­rat ein­schließ­lich Wä­sche und Klei­dungs­stü­cke beim Er­werb durch Per­so­nen der Steu­er­klas­se I, so­weit der Wert ins­ge­samt 41 000 Euro nicht über­steigt,

b) an­de­re be­weg­li­che kör­per­li­che Ge­gen­stän­de, die nicht nach Num­mer 2 be­freit sind, beim Er­werb durch Per­so­nen der Steu­er­klas­se I, so­weit der Wert ins­ge­samt 12 000 Euro nicht über­steigt,

c) Haus­rat ein­schließ­lich Wä­sche und Klei­dungs­stü­cke und an­de­re be­weg­li­che kör­per­li­che Ge­gen­stän­de, die nicht nach Num­mer 2 be­freit sind, beim Er­werb durch Per­so­nen der Steu­er­klas­sen II und III, so­weit der Wert ins­ge­samt 12 000 Euro nicht über­steigt.

Die Be­frei­ung gilt nicht für Ge­gen­stän­de, die zum land- und forst­wirt­schaft­li­chen Ver­mö­gen, zum Grund­ver­mö­gen oder zum Be­triebs­ver­mö­gen ge­hö­ren, für Zah­lungs­mit­tel, Wert­pa­pie­re, Mün­zen, Edel­me­tal­le, Edel­stei­ne und Per­len;“

Grund­sätz­lich ist an­zu­mer­ken, dass es sich bei § 13 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG um einen Frei­be­trag und nicht um eine Frei­gren­ze han­delt, die nach Über­schrei­ten der Zu­wen­dung ent­fal­len würde. Nur der den Frei­be­trag über­schie­ßen­de Be­trag un­ter­liegt einer Be­steue­rung. Der nicht aus­ge­nutz­te Teil des Steu­er­frei­be­tra­ges ist auf an­de­re Er­wer­ber nicht über­trag­bar. Zu be­ach­ten ist, dass die Steu­er­be­frei­ung für Haus­rat und an­de­re be­weg­li­che Ge­gen­stän­de nicht nur dem Erben, son­dern auch dem Ver­mächt­nis­neh­mer zu­steht, ob­wohl die­ser nur einen schuld­recht­li­chen An­spruch gegen den/die Erben auf Über­tra­gung des Ver­mächt­nis­ge­gen­stan­des er­wirbt.

Zum Haus­rat gem. § 13 Abs. 1 Nr. 1 a) ErbStG zäh­len sämt­li­che be­weg­li­chen Ge­gen­stän­de, die für die Haus­wirt­schaft und damit für das (fa­mi­liä­re) Zu­sam­men­le­ben be­stimmt sind. Haus­rat kann dem­nach nur das sein, was nicht der Er­werbs­tä­tig­keit dient, son­dern der au­ßer­be­ruf­li­chen Be­wäl­ti­gung des All­tags und nicht der Ver­mö­gens­an­la­ge (vgl. auch Erle, Der Pkw als Haus­rat, ZEV 2016, 240). Dar­un­ter fal­len bei­spiels­wei­se Möbel, Fern­se­her, Tep­pi­che, Gar­di­nen, Ge­schirr, Pflan­zen, Gar­ten­mö­bel, Klei­der, Bü­cher, Rei­ni­gungs- und Pfle­ge­ge­rä­te für Woh­nung und Gar­ten, Ge­gen­stän­de der Un­ter­hal­tung und Bil­dung wie Fern­seh- und Vi­deo­ap­pa­rat, Com­pu­ter, Spie­le, Bil­der, Bü­cher, Mu­sik­in­stru­men­te etc.. Zu­grun­de ge­legt wird hier­bei eine ob­jek­ti­ve Be­trach­tungs­wei­se; auf eine sub­jek­ti­ve Zweck­be­stim­mung kommt es nicht an. So­wohl der Wert wie auch die tat­säch­li­che Ver­wen­dung wer­den nicht be­rück­sich­tigt.

Per­sön­li­che Ge­brauchs­ge­gen­stän­de, wie z.B. Schmuck (so­fern er nicht die An­for­de­run­gen des § 13 Abs. 1 Nr. 1 S. 3 ErbStG er­füllt) oder Ge­gen­stän­de, die auch au­ßer­halb des Haus­hal­tes be­nutzt wer­den kön­nen, dürf­ten auch zum Haus­rat zäh­len, eben­so wie Kunst­ge­gen­stän­de, wenn sie ge­eig­net sind, der Woh­nungs­ein­rich­tung zu die­nen. Werke von ernst­haf­tem künst­le­ri­schen Ge­wicht sind hin­ge­gen kein Haus­rat und kön­nen daher nur nach § 13 Abs. 1 Nr. 1 b) ErbStG oder nach § 13 Abs. 1 Nr. 2 ErbStG be­güns­tigt sein.

Pro­ble­ma­tisch er­scheint die Ein­ord­nung eines Pkw. Fällt er unter „Haus­rat“ i.S.d. § 13 Abs. 1 Nr. 1 a) ErbStG oder unter „an­de­rer kör­per­li­cher Ge­gen­stand i.S.d. § 13 Abs. 1 Nr. 1 b) ErbStG? Die un­ter­schied­li­chen Auf­fas­sun­gen dif­fe­ren­zie­ren nach der kon­kre­ten Nut­zung des Fahr­zeugs:

Nach der wohl engs­ten Auf­fas­sung ist ein PKW nur dann Haus­halts­sa­che, wenn er von den Ehe­gat­ten haupt­säch­lich ge­mein­schaft­lich für pri­va­te Zwe­cke und Haus­halts­füh­rung ge­nutzt wurde (BGH, Be­schluss vom 15. Ja­nu­ar 1992 zu XII ZB 148/91; BGH, Ur­teil vom 24. Ok­to­ber 1990, Az.: XII ZR 101/89; OLG Ol­den­burg FamRZ 1997, 942).

Nach an­de­rer Auf­fas­sung kann ein PKW aus­nahms­wei­se Haus­halts­ge­gen­stand sein, wenn er zum einen über­wie­gend für Fahr­ten mit der Fa­mi­lie, Ein­käu­fe usw. ge­nutzt wird, zum an­de­ren aber auch be­ruf­lich (OLG Ko­blenz, FamRB 2006, 102; OLG Köln, FamRZ 2002, 322; We­ber-Mo­ne­cke, a.a.O., Rn. 6 zu § 1361 a BGB; Neu­mann, in: Bam­ber­ger/Roth, Stand: 1. No­vem­ber 2014, Rn. 3 zu § 1361 a BGB; OLG Naum­burg, FamRZ 2004, 889; OLG Zwei­brü­cken, FamRZ 2005, 902).

Nach einer wei­te­ren An­sicht ist ein PKW schon dann als Haus­halts­ge­gen­stand an­zu­se­hen, wenn er neben der be­ruf­li­chen Nut­zung zu Fa­mi­li­en­zwe­cken ver­wen­det wird; han­delt es sich um das ein­zi­ge Fahr­zeug der Fa­mi­lie, ist in der Regel davon aus­zu­ge­hen, dass es sich um Haus­rat han­delt (OLG Düs­sel­dorf, FamRZ 2007, 1325; KG, FamRZ 2003, 1927; Be­schluss OLG Frank­furt vom 25. Fe­bru­ar 2015, Az.: 2 UF 356/14).

Der zu­letzt ge­nann­ten Auf­fas­sung ist zu fol­gen. Eine An­knüp­fung an den zi­vil­recht­li­chen Be­griff des „Haus­halts­ge­gen­stan­des“ i.S.d. § 1568 b BGB er­scheint sach­ge­recht. Die­ser er­setz­te im Jahr 2009 ins­bes. § 8 Haus­rats­VO, der noch von „Haus­rat“ sprach. Haus­halts­ge­gen­stän­de sind dem­nach sol­che Ge­gen­stän­de, die dem Zweck nach nicht nur der Haus­halts­füh­rung, son­dern der all­ge­mei­nen Le­bens­füh­rung die­nen. Hier­nach ist je­den­falls ein Pkw, der nicht aus­schließ­lich be­ruf­lich ge­nutzt wird und der das ein­zi­ge Fahr­zeug der Fa­mi­lie dar­stellt, Haus­rat.

Ein vor­wie­gend be­ruf­lich ge­nutz­te PKW dürf­te somit als „an­de­rer be­weg­li­cher kör­per­li­cher Ge­gen­stand“ i.S.v. § 13 Abs. 1 Nr. 1 b) ErbStG gel­ten, was wegen der nied­ri­ge­ren Frei­be­trags­hö­he für Er­wer­ber der Steu­er­klas­se I i.d.R. nach­tei­lig ist.

Ge­ra­de die mög­li­che Zu­ord­nung eines Pkws zum Haus­rat ist auch oft Thema im Rah­men der Aus­le­gung eines Tes­ta­men­tes, indem der Erb­las­ser den „ge­sam­ten Haus­rat“ an eine be­stimm­te Per­son ver­macht hat. Dies führt oft zum Streit. Auch hier kann Vor­ge­nann­tes bei der Zu­ord­nung hel­fen. Al­ler­dings muss bei der Aus­le­gung immer der da­hin­ter­ste­hen­de Wille des Erb­las­sers hin­ter­fragt wer­den und von einer all­ge­mein­gül­ti­gen Ant­wort muss daher ab­ge­se­hen wer­den.

Haben Sie Fra­gen zum Thema Haus­rat und Steu­er­pflich­ten oder -be­frei­un­gen bei Er­werb durch Schen­kun­gen oder von Todes wegen oder zum Thema Aus­le­gung eines Tes­ta­men­tes? Wir be­ra­ten Sie gern, so­wohl erbrecht­lich wie auch erb­schaft- / schen­kungsteu­er­recht­lich.

Über die Au­to­rin

Kris­tin Wink­ler Fach­an­wäl­tin für Erbrecht und Steu­er­recht, LL.M.

Rechts­an­wäl­tin

  • Fachanwältin für Erbrecht
  • Fachanwältin für Steuerrecht

Tel.: 040 / 300 39 86 - 0

Fax: 040 / 300 39 86 – 66

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